Bad Münstereifel - Tolle Erlebnispädagogik beim Jugendrotkreuz
"Ich habe mehr Grenzen überschritten, als ich vorher dachte zu haben" war Michael Thoers spontane Aussage nach einem erlebnisreichen Wochenende.
Nöthen
Abenteuer unter freiem Himmel
Am Wochenende vom 17. bis 19. Oktober erhielten elf junge Menschen im Haus des Jugendrotkreuzes (HdJ) in Bad Münstereifel eine tolle Einführung in die Erlebnispädagogik.
Ziel des Wochenendes war es, den Teilnehmern möglichst praxisorientiert die erlebnispädagogischen Möglichkeiten am HdJ näher zu bringen und die Teilnehmer auf alle vorhandenen erlebnispädagogischen Stationen rund ums HdJ einzuweisen.
Direkt nach der Anreise am Freitagabend begann der Einstieg in die Erlebnispädagogik mit dem im wahrsten Sinne des Wortes ersten Hindernis für die Gruppe: Eine über ein Meter hohe "Mauer" versperrte den Weg in den Seminarraum. Die Gruppe arbeitete sofort zusammen und einer half dem anderem über das Hindernis.
Nach einer kurzen Erläuterung der Geschichte und der Ziele der Erlebnispädagogik stellte Simon Jägersküpper das im Rahmen seiner Diplomarbeit erstellte Handbuch über die Erlebnispädagogik vor. Dieses ist speziell auf die Möglichkeiten am HdJ zugeschnitten.
Rund um den Inhalt dieses Handbuches drehte sich das ganze "Abenteuer unter freiem Himmel". Direkt nach der kurzen Einführung ging es an die praktische Arbeit. "Der schwebende Stock" zeigte den Teilnehmern schnell, wie anspruchsvoll Erlebnispädagogik sein kann: Es galt einen Stock mit allen gemeinsam auf die Erde zu legen. Jeder muss den Stock hierbei jedoch die ganze Zeit mit seinen Zeigefingerspitzen berühren. Die unterschiedlichsten Lösungsversuche der Gruppe scheiterten und nach fast 2 Stunden wurde die Aufgabe für den heutigen Tag beendet. Einige Teilnehmer waren so geschafft vom Stock, dass sie eine regelrechte Stockphobie entwickelten.
Am nächsten Morgen war der Stock vergessen und alle gingen voller Elan an den neuen Tag. Zuerst wurden Expertengruppen gebildet, welche sich genauer über Themen wie Spielleiterverhalten, Sicherheitsaspekte, Material und dessen Lagerung und dem Aufbau einer erlebnispädagogischen Einheit informierten. Ihr neuerworbenes Wissen gaben die einzelnen "Experten" an alle anderen Seminarteilnehmer weiter.
Die folgenden praktischen Einheiten behandelten die Themen Kooperation und Vertrauen. Dabei galt es den Gruppenzusammenhalt und das Vertrauen ineinander zu stärken. Gemeinsam wurde ein "Säurefluss", gebaut mit Hilfe von drei Balken, ein paar alter Autoreifen und Cola-Kästen, überwunden, ein Marterpfahl senkrecht über einen schmalen Weg balanciert und im Team den "Eichhörnchen in Not" geholfen.
Nach einer kleinen Stärkung und verschiedenen Übungen zu Körperspannung und Vertrauen wagte sich die Gruppe an den größten Vertrauensbeweis, den "Vertrauensfall". Eine Person stürzte sich, nach vorne überfallend, von der Kante einer Tischtennisplatte und wurde von den anderen Teilnehmern der Gruppe aufgefangen. Dieses kostete sehr viel Überwindung und setzte großes Vertrauen in die Gruppe voraus. Manch einer entdeckte persönliche Grenzen, aber überschritt sie aufgrund von Vertrauen erfolgreich.
In einem zweiten Durchgang steigerte sich das gerade Erlebte erneut. Dieses Mal nahmen die Teilnehmer erst kurz bevor der Fallende in den Armen der Gruppe landete die Arme hoch: Man fiel also quasi auf den Boden zu und dann erst kamen die fangenden Arme hervor. Alle Teilnehmer schenkten der Gruppe das hierfür nötige Vertrauen, überschritten abermals ihre persönlichen Grenzen und besiegten ihre Ängste.
In der nachfolgenden Reflexion, einem wichtigem Bestandteil der Erlebnispädagogik sagte Michael Thoer, einer der Teilnehmer, begeistert: „Ich habe heute mehr Grenzen überschritten, als ich vorher dachte zu haben!“
Nach diesem großen Erfolgserlebnis in der Gruppe gingen alle Teilnehmer erneut an die Aufgabe mit dem "Schwebenden Stock" heran. Dieses Mal löste die Gruppe die Aufgabe erfolgreich nach nur 15 Minuten. Hier wurde der über den Tag erzielte Teamgeist schon deutlich sichtbar.
Am letzten Tag ging es dann an die so genannten großen Kooperationsspiele heran. Diese Spiele erfordern starken Zusammenhalt im Team und stellen alle Teilnehmer vor große Herausforderungen. So musste zum Beispiel die Gruppe über gespannte Spanngurte von einem Baum zum anderen gelangen, ohne die Erde zu berühren.
Nach einer gemeinsamen Reflexion endete das "Abenteuer unter freiem Himmel". Jeder Teilnehmer erhielt eine Bescheinigung über das Seminar, zusammen mit dem Spielehandbuch, aus dem die Abenteuer des Wochenendes stammten.
Alle Teilnehmer hatten enorm viel Spaß bei ihren persönlichen Abenteuern unter freiem Himmel und haben, indem sie Erlebnispädagogik selber erlebt haben, viel über diese gelernt.
Nun dürfen alle Teilnehmer des Seminares selber mit Gruppen die Angebote der Erlebnispädagogik am HdJ nutzen und vielen anderen Jugendlichen die tolle Möglichkeit geben, gemeinsam im Team Hindernisse zu überwinden.