Bad Münstereifel - Jugendkongress im Haus des Jugendrotkreuzes
"Deine Stärken. Deine Zukunft. Ohne Druck" lautet das Jahresthema des Deutschen Jugendrotkreuzes. Rund um das Thema veranstaltete der Verband jetzt einen zweitägigen Kongress mit wissenschaftlicher Begleitung.
Bad Münstereifel
Als der Präsident des Rotkreuz-Landesverbandes, Heinz-Josef Vogt, und Carsten Müntjes, der Jugendrotkreuz-Landesleiter, den Jugendkongress eröffneten, war die Vortragshalle des Hauses des Jugendrotkreuzes in Bad Münstereifel gut gefüllt. Rund einhundert Teilnehmer aus Deutschland, Österreich und der Schweiz hatten den Weg nach Bad Münstereifel gefunden.
Präsident Vogt unterstrich die hohe Kompetenz des Rotkreuz-Jugendverbandes und die ausgezeichnete Bildungsarbeit im Münstereifeler Haus des Jugendrotkreuzes. Dort, wo sich jedes Jahr Tausende Kinder und Jugendliche aus Deutschland und der ganzen Welt auf Aktionstagen und zu Aus- und Weiterbildungsmaßnahmen treffen, sei der richtige Ort für diese Veranstaltung.
Die Ausgangslage: Für viele Jugendliche sind schlechte Aussichten am Arbeitsmarkt und hoher Erfolgsdruck Probleme, die sie veranlassen, sich zunehmend von der Erwachsenenwelt abzukoppeln. Hiergegen haben die Jugendverbände Antworten. Sie bieten anerkannt wirksame Lösungsansätze und haben eine hohe gesellschaftliche Bedeutung. Dazu ist aber eine aktive Anerkennung durch Politik, Verwaltung und Gesellschaft jenseits von Lobesworten dringend notwendig.
Bürgermeister Alexander Büttner erwähnte in seinem Grußwort die besondere Bedeutung der Jugendrotkreuz-Bildungsstätte für die Jugendarbeit des Roten Kreuzes, aber auch für die Stadt Bad Münstereifel.
Arne Schäfer von der Fakultät für Erziehungswissenschaften der Universität Bielefeld referierte über "Jugend und Jugendwelten". Er unterstrich deutlich die Eckpfeiler der aktuellen Entwicklung wie Patchworkfamilien, Alleinerziehende, zunehmende Scheidungsraten und abnehmende Geburtenraten sowie den zunehmenden Trend zur Ein-Kind-Familie.
Aktuelle Untersuchungen zeigen entgegen der landläufigen Meinung einen abnehmenden Alkoholkonsum Jugendlicher, allerdings sei eine deutliche Steigerung bei Problemgruppen erkennbar.
Aus hohem Leistungsdruck und Ängsten wegen unklarer Aussichten am Arbeitsmarkt - ganz im Gegensatz zu den Erfahrungen der eigenen Elterngeneration - flüchten viele Jugendliche in die Medienwelt. Hier suchen sie jene Anerkennung und soziale Bestätigung, die ihnen im Alltag oft verwehrt bleibt.
Die Untersuchungen zeigen eine hohe Partizipation von Jugendlichen an den Feldern KONSUM, FREIZEIT und MEDIEN, aber eine geringe Partizipation bei POLITIK und ARBEIT!
Professor Benedikt Sturzenhecker von der Universität Hamburg betonte in seinem Impulsvortrag die zunehmende, aber oft wenig anerkannte Bedeutung der Arbeit der Jugendverbände. Er wies besonders auf die Rolle der Jugendgruppenarbeit als Gegenpol und Alternative zu Alltags- und Schulstress von Jugendlichen hin.
Als klares Gegenmittel zu mangelnden Wirksamkeitserfahrungen und dem Gefühl der Ohnmacht mit dem Ausweg hin zur Gewalt bieten die Jugendverbände soziale Anerkennung und Vertrauen. Jugendverbände wie das Jugendrotkreuz geben Möglichkeiten zur Beteiligung und zur praktischen Einübung von Demokratie. Sie bieten sinnvolle Betätigungsfelder, lassen echte Gemeinschaft entstehen und bieten Halt in der sozialen Gruppe.
Schon an der folgenden Podiumsdiskussion, die von dem Eifeler Journalisten Manfred Lang moderiert wurde, beteiligten sich die jugendlichen Teilnehmer mit großem Engagement. Sie prüften die Wissenschaftler, Jugendverbandsvertreter und Politiker mit klaren Forderungen und kritischen Anmerkungen. Danach erarbeiteten sie in vier Projektgruppen Thesen und Arbeitsgrundlagen zu den Themen:
Soziale Projekte - Chance für eine sinnvolle Lebensgestaltung oder billiges Alibi?
Interkulturelle Öffnung - Einstieg in die Welt von Morgen?
Deine Stärken. Deine Zukunft. Ohne Druck. - Kampagnen als Mittel politischer Bildung?
Die Faszination Jugendverband - Ist das der Kitt, der die Gesellschaft zusammenhält?
Am Sonntag präsentierten die Gruppen beeindruckende Themenpapiere mit teilweise deutlichen Forderungen. Die zentralen Ergebnisse der Tagung werden in den nächsten Wochen unter der Rubrik Menschen & Meinungen auf drk-eu.de eingestellt.
<link 6 - internal-link>Hier geht´s weiter zu Jugend & Ausbildung im Roten Kreuz</link>