Zülpich/Euskirchen – Mit einer strahlenden Feier im Zülpicher Seehaus beging die „Zentrale Unterbringungseinrichtung Euskirchen“ (ZUE) des DRK-Kreisverbandes im Oktober ihr zehnjähriges Jubiläum in der Geflüchteten-Hilfe. Rund einhundert Kolleginnen und Kollegen waren gekommen, darunter auch viele Ehemalige und Thomas Moll, der erste Betreuungsdienstleiter. So gab es „manch freudiges und auch überraschendes Wiedersehen“, berichtete Andreas Züll, der als Moderator durch den Abend führte: „Es sollte ein rundum gelungenes Fest werden!“
Der Reihe nach rief er die Festredner nach vorne. Unter anderem gratulierten der Vorsitzende Karl Werner Zimmermann sowie der Geschäftsführer Rolf Klöcker herzlich und erinnerten an die „turbulente Anfangszeit“, die ohne die Unterstützung der damaligen Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler „nicht zu stemmen gewesen sei“. Darüber hinaus würdigten sie die Flüchtlingshilfe im Ganzen - einschließlich der ehemaligen Einrichtungen in Kronenburg, Gemünd, Vogelsang, Hellenthal und Marmagen. Auch eine Festschrift, die einen Überblick über die Geschichte der DRK-Flüchtlingshilfe im Kreis gibt, lag zur Mitnahme bereit – gestaltet von Markus Heinen, Thomas Schaps und Andreas Züll.
„Eine rettende Insel“
Auch Kerstin Brandhoff, Bereichsleitung für Soziales, Migration und Flüchtlingshilfe, wandte sich mit herzlichen Worten an das Publikum. Dabei erinnerte sie an schwierigere Momente wie die Pandemie, nutzte aber auch die Gelegenheit jene nach vorne zu bitten, die bereits 2015 in der Flüchtlingshilfe tätig waren und es bis heute noch sind: Petra Kieper, Oliver Kliem, Maria Löffler, Maike Peisch, Denis Rajle, Nevin Sezgin, Heike Weinand und Alaa El Din Zakaria. Unter großem Applaus nahmen die Geehrten von den Betreuungsdienstleitern Julian von Seggern und Viola Vahlkamp Blumensträuße entgegen, während Sezgin bewegende Dankesworte sprach. Weitere berührende Worte fand Betreuungsdienstleiter Julian von Seggern, der auch an die kurioseren Momente erinnerte. Anknüpfend an die ehemalige, noch aus DHL-Zeiten stammende Palmenlandschaft im Atrium von Haus 41, beschrieb er die ZUE als „eine rettende Insel“.
Schließlich leitete Züll mit der Eröffnung des Buffets zum geselligen Teil des Abends über. Es wurde eine „bunte Feier mit allerhand Gesprächen und natürlich Musik und Tanz aus den verschiedensten Kulturkreisen“. Denn: „Unsere ZUE arbeitet nicht nur interkulturell – Interkulturalität ist buchstäblich Teil ihrer DNA!“
Schon im Vorfeld hatte es aber natürlich allerhand zu tun gegeben. So wurde eifrig geplant, Einladungen verschickt, das Programm gestaltet und für das leibliche Wohl gesorgt. Denn das Jubiläum sollte vor allem „ein großes Dankeschön an alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“ werden. Die Haustechnik unter Leitung von Petra Kieper war in den Tagen zuvor schon fleißig am Werk gewesen, auch in der Betreuung um Laura Schütz und Ugur Güngör herrschte reges Treiben.
Mario Wild stellte sich der „Herkulesaufgabe“, nicht nur das aktive Personal, sondern auch so viele Ehemalige wie möglich einzuladen. Jutta Esch und Dilek Schröder-Tas gestalteten die herbstliche Tischdekoration in mühevoller Handarbeit, „zweifellos ein Hingucker des Abends“. Medizin und Betreuung hatten einen Tanz einstudiert, der im späteren Verlauf des Abends die Feiernden auf der Tanzfläche mitriss.
„Leben mit Hoffnungen, Träumen und Wünschen“
Ihre Geburtsstunde erlebte die ZUE – noch als Notunterkunft – am 16. September 2015 mit der Ankunft der ersten 196 Geflüchteten aus der Erstaufnahmeeinrichtung in Unna-Maaßen - fällt also zusammen mit dem Beginn der großen Flüchtlingswelle. Schon vor ihrer Gründung hatte man am künftigen Standort kräftig gearbeitet und mit angepackt. Auch die Notunterkünfte Kronenburg und Gemünd hatten bereits die ersten Geflüchteten aufgenommen. Andreas Züll: „Damals waren auch die Anteilnahme und die Unterstützung aus der Bevölkerung groß. Zahlreiche Spenden für die Notleidenden sollten bald Kleiderkammer und Lager füllen.“
Er führt aus: „Die Zeit drängte in jenen bewegten Tagen, in denen unser Rotes Kreuz sich in besonderem Maße getreu seiner Werte für jene Menschen einsetzte, die oft alles verloren und in einer zerstörten Heimat zurückgelassen hatten, in der vagen Hoffnung auf einen Neuanfang hier in Deutschland.“ Seitdem sind rund 10.000 Menschen aus den verschiedensten Ländern der Welt in der ZUE untergebracht, versorgt und betreut worden. Andreas Züll: „Hinter jeder dieser Zahlen verbirgt sich ein Einzelschicksal, ein eigenes Leben mit Hoffnungen, Träumen und Wünschen. Dass auch wir, die wir in der ZUE Euskirchen arbeiten, ein Spiegel davon sind, ist uns allen stets bewusst. In schwierigen Zeiten bewahren wir Haltung und Menschlichkeit und verlieren den Einzelnen nicht aus den Augen.“
Die vergangenen zehn Jahre hätten sie alle verbunden und ihre Leben geprägt. „Wir haben unsere Erfahrung und unser Wissen eingebracht, Neues gelernt und oft Altes überdacht und hinter uns gelassen. Wir haben im Austausch zwischen den verschiedensten Kulturen Herzlichkeit erfahren, ebenso wie Unterschiede und manche Höhen und Tiefen, aber auch vielfältige Gemeinsamkeiten und Bereicherungen“, so Züll: „Das Bild unserer Belegschaft, es ist so bunt wie das Bild unserer Gäste.“
Zehn Jahre später sind die Zeiten allerdings nicht ruhiger geworden. Auch in Zukunft werden Menschen ihre Heimat verlassen müssen und sich auf den Weg in eine ungewisse Zukunft machen. Auch sie werden jemanden brauchen, der sich ihrer annimmt und sie willkommen heißt. So stand an diesem bunten Abend im Zülpicher Seehaus, bei aller fröhlichen Ausgelassenheit, hinter allem ein Zitat von Rotkreuz-Vater Henri Dunant: „Helfen, ohne zu fragen, wem.“ Auch im kommenden Jahrzehnt und darüber hinaus…
pp/Agentur ProfiPress


