· Mechernich

Lückerath - Trotz Regen steppte der Bär

Bild DRK LM | Die Kameraden des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen, Ortsverein Kall, wachten über Gesundheit und Sicherheit Tausender Kinderkirmes-Besucher in Lückerath, während ihre Kameraden aus Mechernich bei den "Tagen nach der Ernte" im LVR-Freilichtmuseum Kommern in Bereitschaft waren. Die Rotkreuzler taten am Wochenende einmal mehr still und unauffällig Dienst bei zahlreichen Großveranstaltungen und Events im Stadtgebiet Mechernich und im ganzen Kreis Euskirchen.
Bild DRK ZR | Der fünfjährige Markus Reuthemann aus dem Allgäu, dem eine Stammzellenspende aus der Eifel, nämlich aus Bergheim (Stadt Mechernich), das Leben rettete, zusammen mit Celina, der Tochter der lebensrettenden Knochenmarkspenderin Astrid Philipps.
Bild DRK ZR | Bei dem Idyll in einem Lückerather Innenhof musste selbst die Sonne lachen: Lebensretterin Astrid Philipps aus Bergheim (von links), der sechsjährige Raphael Reuthemann (Bruder von Markus), Mutter Bettina Reuthemann mit Markus und Ehemann Erwin Reuthemann.
Bild DRK ZR | Offizielle Übergabe des 30 000-Euro-Spendenschecks der Hilfsgruppe Eifel an die DKMS, rechts neben Willi Greuel steht Andrea Jünnemann, die stellvertretende Vorsitzende der Bonner Förderkreises für tumor- und leukämieerkrankter Kinder. Nicht auf diesem Foto befindet sich die DKMS-Botschafterin und Schauspielerin Michaela Schaffrath, die am Sonntag ebenfalls in Lückerath weilte.
Bild DRK ZR | Das sind die Gewinner in den einzelnen Wertungsklassen der Pflaumenkern-Weitspuck-WM 2011 in Lückerath.
Bild DRK LM | Die Big Band des städtischen Mechernicher Gymnasiums am Turmhof unter der Leitung von Michael Schmitz war ebenso im Musikprogramm der Lückerather Kinderkirmes vertreten wie Üdelhovener Dorfmusikanten und Ripsdorfer Fanfaren.
Bild DRK LM | Saxophone und Trompeten der Big Band vom Mechernicher Turmhof-Gymnasium.
Bild DRK LM | Kindereisenbahn im Einsatz auf der Lückerather Kinderkirmes.
Bild ProfiPress LM | Holz verarbeitender Kunsthandwerker auf dem Lückerather Handwerkermarkt, einem Teil der Kinderkirmes.
Bild DRK LM | Lakritz en gros - zusammenstellbar nach eigenem Geschmack und Gutdünken gab es auch.
Bild DRK LM | In der "Pizzabud" kochten und backten Lückerather Frauen.
Bild DRK LM | Leckere selbst gemachte Süßigkeiten brachten diese Lückerather Frauen an die geschätzte Kundschaft.
Bild DRK LM | Der Lückerather Ortsvorsteher und Mechernicher Ratsherr Theo Schodddel (rechts), hier mit Andreas Hoß und Jan Lang von der Dorfgemeinschaft Lückerath, ist mit Willi Greuel einer der frühen Motoren der vor 33 Jahren aus der Taufe gehobenen Lückerather Kinderkirmes. Motiv war damals die Feststellung: "Kirmes ist ein Fest für die Erwachsenen. Für oss Pänz gab es damals nichts."
Bild DRK LM | Original französischer Gendarm im Interview mit Kinderkirmes-Motor Willi Greuel.
Bild DRK LM | Drehorgelduo
Bild DRK LM | Leo Kaspar Stürmer und Dennis Savallis, zwei Jugendliche aus der Dorfgemeinschaft Lückerath, betreuten die vom Dorf selbst hergestellte Schiffschaukel.

Und das Rote Kreuz im Kreis Euskirchen passte auf die Tausende Besucher der 34. Lückerather Kinderkirmes auf, darunter eine prominente Schauspielerin und eine Knochenmarkspenderin, die zur Lebensretterin wurde – Überraschungsgast war ein kleiner Junge aus dem Allgäu, dessen Leukämie mit Hilfe von Stammzellen der Bergheimerin Astrid Philipps geheilt worden war

Mechernich-Lückerath – Lückerath ist ein Dorf wie jedes andere auch unter den 44 Ortschaften der Stadt Mechernich. Nur an einem einzigen Tag verwandelt sich das 300 Einwohner zählende Fachwerkidyll zum Schauplatz eines rauschenden Volksfestes. Am Sonntag wurde die 34. Auflage der sagenhaften „Lückerather Kinderkirmes“ gefeiert. Und über 10 000 Besucher kamen. Damit ein solcher Riesenandrang an Menschen in so einem kleinen Dorf rettungstechnisch in geordneten Bahnen verläuft, steht das Rote Kreuz im Kreis Euskirchen, Ortsverein Kall, am Kinderkirmessonntag bereits seit Jahr und Tag in Bereitschaft. Die Freiwilligen unterhalten dabei stets eine Rettungsstation mit RTW wie diesmal in der Schoßbachstraße. Außerdem sind sie auf dem Festplatz und in den Straßen mit Zweiertrupps und Rettungsrucksäcken präsent. Der Kaller Ortsverein des Roten Kreuzes im Kreis Euskirchen übernimmt den humanitären „Job“ in Lückerath bereits seit Jahr und Tag, obwohl das Dörfchen eigentlich zur Stadt Mechernich und damit in die Obhut des von Rolf Klöcker geführten Rotkreuz-Ortsvereins Mechernich gehört. Weil die Mechernicher Bereitschaft aber am gleichen Wochenende die „Tage nach der Ernte“ im LVR-Freilichtmuseum Kommern mit ebenfalls fast 10 000 Besuchern zu betreuen hat, springen die Kaller Kameraden immer und gerne ein, außerdem sind sie die Haus- und Hof-Rettungsmannschaft für die Hilfsgruppe Eifel für leukämie- und tumorkranke Kinder mit Sitz in Kall und eifelweiter Tätigkeit. Gefeiert wurde trotz Wolken und Regenschauern zwischendurch. Es war wie der verspätete April, denn zwischendurch lachte immer wieder die Sonne vom Himmel. Trotz der unsicheren Wetterlage setzte der Besucherstrom pünktlich um 11 Uhr ein, und bereits eine halbe Stunde später herrschte dichtes Gedränge im Dorf. Auf der großen neuen Bühne der Dorfgemeinschaft fand den ganzen Nachmittag über ein Nonstop-Programm statt, das von Willi Greuel und Daniel Meyer moderiert wurde. Die Kinder konnten sich auf Schiffschaukel, Karussells, beim Ponyreiten oder an der Losbude vergnügen. An vielen Ständen wurde Kinder-Trödel angeboten. Es gab einen Handwerkermarkt und allerhand kulinarische Genüsse wurden feilgeboten. Zum 26. Mal wurde die offizielle Weltmeisterschaft im Pflaumenkern-Weitspucken ausgetragen. Kinderliedermacher Uwe Reetz hatte die Kids auf seiner Seite. Und auch die Big Band des städtischen Mechernicher Gymnasiums am Turmhof, Uedelhovener Dorfmusikanten und Ripsdorfer Show-Fanfaren sorgten für Stimmung. Im Verlauf des Nachmittags überreichte die Hilfsgruppe Eifel einen Scheck über 30 000 Euro an die Bonner Uni-Klinik, der die Hilfsgruppe zwei Ambulanzschwestern finanziert, die krebskranke Kinder aus der Eifel zu Hause betreuen. Mit von der Partie war auch die aus Eschweiler stammende  Schauspielerin Michaele Schaffrath, die sich ehrenamtlich als Botschafterin der deutschen Knochenmark-Spenderdatei (DKMS) verdingt hat. Sie war nicht die einzige, die Tränen in den Augen hatte, als die 34-jährige Lebensretterin Astrid Philipps aus Bergheim vorgestellt wurde. Sie hatte sich wie viele andere Eifeler auch vor fünf Jahren bei einer Typisierungsaktion der Hilfsgruppe Eifel einem Bluttest unterzogen.  Im August vor zwei Jahren stellte sich heraus, dass sie der genetische Zwilling eines leukämiekranken Menschen war. Sie  spendete Knochenmark für den zunächst unbekannten Menschen. Nachdem jetzt die zweijährige Frist verstrichen  war, in den Spender und Empfänger nur anonym über die DKMS Kontakt haben dürfen, bekam die Person, für die Astrid Philipps Stammzellen gespendet hat, einen Namen und ein Gesicht. Es ist der inzwischen fünfjährige Markus Reuthemann aus Martinszell im Allgäu. Bei dem Kleinen war vor zweieinhalb Jahren eine seltene Art der Leukämie festgestellt worden. Nur eine Stammzellenspende konnte dem kleinen Jungen das Leben retten. Lange drei Monate dauerte es, ehe die weltweite Spenderdatei den Namen von Astrid Philipps ausspuckte. Für sie war es keine Frage, sich sofort als Spenderin zur Verfügung zu stellen. „Ich würde das auch sofort wieder tun“, resümierte die 34-Jährige Mutter einer neunjährigen Tochter am Sonntag. Freudig hatte Astrid Philipps dem Vorsitzenden der Hilfsgruppe, Willi Greuel, berichtet, dass sie  den Empfänger ihrer Stammzellenspende nun kenne und wisse, dass es ein kleiner Junge aus dem Allgäu sei. Die Hilfsgruppe nahm ohne Wissen der Spenderin Kontakt mit der Familie in Süddeutschland auf und lud diese zur Lückerather Kinderkirmes ein. Freitags reiste Markus mit seinen Eltern Erwin und Bettina Reuthemann sowie seinem sechsjährigen Bruder Raphael an. Am Samstag besuchte die Familie das Phantasialand. Um bei Astrid Philipps keinen Verdacht zu erwecken, lud Willi Greuel sie ein, anlässlich der Scheckübergabe an den Bonner Förderkreis zu einem Interview ein, bei dem Greuel die 34-Jährige über den Ablauf ihrer Spende befragte.  Derweil wartete die Familie aus dem Allgäu neben der Bühne auf das Zusammentreffen mit der Lebensretterin. Als Greuel die Frage stellte, ob sie den Jungen mal gern sehen möchte , versagte  dem Hilfsgruppen-Chef selbst die Stimme  und er ließ die Katze aus dem Sack: „Der Junge ist hier“, bekam Greuel so gerade noch heraus.  Als die Eltern mit Markus auf die Bühne wollten, streikte der Fünfjährige angesichts des großen Menschenauflaufes. Also überbrachte Mutter Bettina den Blumenstrauß und fiel der Frau, die ihren Sohn das Leben gerettet hatte, um den Hals. Erst später kam es in einem Hinterhof hinter der Bühne zum tatsächlichen  Zusammentreffen der beiden Familien und auch der zuvor so verängstigte Markus taute dort schnell auf. Zwei Stunden später tobte er mit Celina, der neunjährigen Tochter von Astrid Philipps auf der Hüpfburg herum. Für beide Mütter sei das Treffen „ein Gefühl, das nicht zu beschreiben ist“. Sie habe es sich im Geheimen gewünscht, schon bald mit der Familie zusammen zu kommen, berichtete Astrid Phillips. Dass es nun so schnell geschehen sei, hätte sie sich nicht träumen lassen.
pp/Agentur ProfiPress