"Prag im Herbst 1989" - Teil 7 - Wir ersticken in Müllbergen...

Bild DRK | Schon wieder kommt ein Rotkreuz Lkw mit Nachschub.
Bild DRK | Inzwischen versinkt die kurzfristig leere Zeltstadt im Müll.
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Bild DRK | Nach kurzer Zeit füllt sich das Botschaftsgelände mit neuen Flüchtlingen.
Bild DRK | Wegen der endlich eingetroffenen Verstärkung ist die Stimmung der Rotkreuz - Einsatzkräfte etwas gelöster.
Bild DRK | Es ist scheinbar geschafft - gemeinsam mit dem deutschen Botschafter kommen die erschöpften Rotkreuz - Einsatzkräfte, im Hof der Botschaft endlich zu einer ruhigen Mahlzeit.
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Bild DRK | Kurz vor der Heimreise versammeln sich die Euskirchener Helfer beim Botschafter zur Verabschiedung.
Bild DRK | Ein letztes Foto und dann geht es endlich heim. Angelika Schmitz (5.vr) war ab Beginn des Einsatzes 16 Tage im Prag im Einsatz.

Fast wäre es geschafft - aber dann kommen neue Flüchtlinge und die Müllberge sind weiter eine Riesenproblem.

Sonntag, den 1.10.89 7:30 Uhr
Schlafen gehen für alle 11:00 Uhr
Aufstehen, Aufräumen des Küchenbereichs, Brenner an 14:00 Uhr
Mittagessen, Sauerkraut, Püree, Kasseler, Joghurt, Getränk für 10 neue Flüchtlinge im HOD Haus und Botschaftspersonal + Rotes Kreuz + HOD, lange Tafel im Hof in dem sauberen Bereich gedeckt, gemütlich gegessen einschließlich Botschafter nebst Gattin. Wetter heiß und trocken. 15:00 Uhr
in Ruhe weiter aufgeräumt bis... ca. 17:00 Uhr Das Eingangstor der Botschaft geht auf und wir werden von rund 500 neuen Flüchtlingen überrascht! 19:00 Uhr
Abendessen, Obst und warme Getränke, Zubereitung von Säuglings- und Babynahrung 2:00 Uhr
Dienstende - Küche zu - Bemerkungen: Erkältung mit Bronchitis und Angina macht die Runde unter den Einsatzkräften. 3. große Müllaktion gestartet! 24:00 - 2:00 Uhr nachts! Wir ersticken in Müllbergen. Auf unser Drängen hat die Botschaft einen Müllwagen organisiert und das sonntags! Was fährt vor? Eine Besenkehrmaschine, die zehn blaue Müllsäcke mitnimmt! Somit ist unsere Nachtaktion wieder gesichert. Berge von gehorteten Lebensmittel gefunden. (16:30 Uhr) In drei Restaurants Tische für ein Abendessen bestellt, für ca. 20 Rotkreuzhelfer. 17:00 Uhr Stornierung, wir kommen wieder mal nicht weg! Montag, den 2.10.89 6:15 Uhr
werden wir von der Einsatzleitung geweckt, Brenner an 7:00 Uhr
Frühstück für alle! Marmeladenbrote + warme Getränke, Babynahrung 12:00 Uhr
Mittagessen, Ravioli + Joghurt für ca. 3.000 Personen 18:00 Uhr
Abendessen, belegte Wurstbrote, warme Getränke + Obst 2:00 Uhr
an Hilfsmannschaft übergeben, die weiter Getränke ausgegeben haben und eine warmen Platz für die Nacht suchten. Bemerkungen: Lebensmittellager verlegt, da der Raum als Bekleidungskammer umfunktioniert wurde. Ein Teil der Lebensmittel wurde in einem Zelt im Hof untergebracht der Rest in Kellerräumen (ca. 10.000 Portionen neue Lieferung Mittagessen) 4. Küche angefordert + ca. 50 Personal! Dienstag, den 3.10.89 6:30 Uhr
Aufstehen, Brenner an 7:30 Uhr
Frühstück für alle! Marmeladenbrote + warme Getränke, Babybrei usw. 12:00 Uhr
Mittagessen, Serbische Bohnensuppe + Joghurt, ca. 4.000 Personen 18:00 Uhr
Abendessen: Würstchen + Brot + Obst Weiter mit warmen Getränken bis zum nächsten Morgen, Schichtdienst in den Nachtstunden, 3 Rotkreuzhelfer haben die Küche zusammen mit der Hilfsmannschaft offen gehalten, die sechs anderen haben geschlafen von 2:00 + 6:00 Uhr. Bemerkungen: 18:00 Uhr, Ausreisegenehmigung über Radio erfahren. Zu den rund 4.000 Personen kommen noch etwa 3.000 Personen auf der Straße hinzu. Zwischendurch immer Getränke, Kekse, Obst, Joghurt, Schokolade, Milch und Babynahrung nach draußen gegeben. Lebensmittel im Keller untergebracht, geordnet gezählt. Um 23:00 Uhr nachts werden Mütter mit Kleinkindern von der Straße untergebracht. Herr Schmidt + Herr Hoffmann vom GS eingetroffen.  Mittwoch, den 4.10.89 7:00 Uhr
Frühstück für alle! Kekse, Marmelade, Joghurt, warme Getränke 9:00 Uhr
Kekse mit Salami + warme Getränke an die Flüchtlinge auf der Straße ausgegeben mit eigenen Kräften 12:00 Uhr
Mittagessen, 10.000 Portionen, Suppe querbeet, was erreichbar war 12:00 Uhr
Essenausgabe auf der Strasse, eigen Kräfte + CSSR Rotes Kreuz 13:00 Uhr
4. Küche angekommen, sofort eingesetzt 16:00 Uhr
Stand zur Straße geschlossen, CSS Rotes Kreuz macht Ausgabe im Hof 18:00 Uhr
Abendessen, Hilfe von Kochtrupp 4+5 (Euskirchen), belegte Brote, Obst, warme Getränke 2:00 Uhr
Ausreise abgeschlossen, Pfortendienst: Getränke, Schokolade, Süßigkeiten Bemerkungen: Über den Ausreisetrubel kommen ab mittags ca. 80 neue Helfer an, u.a. 12 Kochtrupps zur Küchenablösung die in drei Schichten arbeiten sollen. Die Botschaft wird nicht leer, da schon neue Flüchtlinge kommen, die das noch bestehende Vogel-Angebot (Vogel=Unterhändler der DDR) annehmen wollen. Dazu müssen sie sich 24 Stunden in der Botschaft aufhalten. Somit ist auch die Bibliothek wieder neu belegt. LKW angekommen; Inhalt: 3 Waschmaschinen + Trockner, Babynahrung, Pampers, Bekleidung usw. Donnerstag, den 5.10.89 7:00 Uhr
Aufstehen, Brenner an, Frühstück mit neuen Helfern anwerfen, Sattelschlepper abladen 9:00 Uhr Rest der Mannschaft wecken 10:00 Uhr
Dirk Kristahl übernimmt die Einweisung von Kochtrupp 4+5 (Euskirchen) in das Mittagessen, Kasseler, Püree, Sauerkraut (Joghurt ist komplett weg) für 250 Personen. Die anderen räumen zusammen mit den neuen Ablösekräften das Küchenzentrum auf, reinigen und stellen wieder neue Einsatzbereitschaft her. Z.B. Berge von schmutzigem  Geschirr werden aus den Häusern und Zelten zusamengetragen (z.T. aus dem Müll herausgezogen) und gespült, anschließend in Gitterboxen gestapelt. 12:00 Uhr
Mittagessen 14:00 Uhr
Übergabe Lager und Küche an die neue Mannschaft, einschließlich FKH Papiere und Mengenberechnung. Die Ordnung der Lebensmittel im Keller ist hin, Getränke + Joghurt sind geplündert. Der Müllber wächst ins Unermeßliche, jetzt nicht mehr unser Problem. Von den 2 zugesagten Müllcontainern ist noch keiner gesichtet worden. 16:00 Uhr
Dienstende, Freizeit beginnt, zu Fuß in die Stadt, in Zivil fühlen wir uns wie Touristen, alle Verantwortung und Anspannung ist abgelegt! 20:00 Uhr
Gemeinsames Abendessen in der Stadt 23:00 Uhr
Rückkehr in die Botschaft, Das ehemalige Büro , das wir als Schlafraum benutzen, ist ein Eckzimmer, beide Fenster gehen zum Hof. (Babygeschrei, Tumulte, 3*nachts epiletische Anfälle im Hof - wir machen wieder Sanitätsdienst) Freitag, den 6.10.89 8:00 Uhr
Aufstehen 10:00 Uhr
Abschiedsfrühstück mit den HOD´s (Bundesgrenzschutz) 12:00 Uhr
Verabschiedung im Büro des Botschafters, Unterschrift und Botschaftsstempel im Dienstbuch, Abschiedsfoto vor der Botschaftstür 13:00 Uhr
Mittagessen 14:00 Uhr
Abschied und Abfahrt Richtung Grenze 17:30 Uhr
Grenze erreicht, Übernachtung in Waidhaus im Gasthof "Weißes Kreuz" Sonntag, den 7.10.89 19:00 Uhr
Ankunft und Empfang in Euskirchen 21:00 Uhr
wieder zu Hause!